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Genealogie:
Regent:
Friedrich Karl August - Fürst zu Waldeck-Pyrmont
als selbständiger Regent - ab 1805 durch Erbteilung nur Fürst zu Waldeck
Regentschaft:
29
von:
1766
bis:
1812
 
geboren:
25.10.1743 in Zweibrücken
verstorben:
24.09.1812 in Arolsen
Vater:
Karl August Friederich - Fürst zu Waldeck-Pyrmont
Mutter:
Christiane - Pfalzgräfin von Birkenfeld
 
Fürst Friedrich war nicht verheiratet – obwohl eine Heirat in ein begütertes Herrscherhaus viele seiner finanziellen Probleme hätte lösen können, galt seine ganze Aufmerksamkeit einer gewissen Charlotte Hermann, Tochter seines Regierungsrates. Frl. Hermann war natürlich nicht standesgemäß. Die Fürstin-Mutter murrte, dennoch bemühte sich ihr Sohn in Wien sogar um Charlottes Erhebung zum Freifräulein. Erst die gemeinsame nachhaltige Abneigung der fürstlichen Verwandtschaft und des zukünftigen Schwiegervaters in spe, verhinderte diese Ehe.



Fürst Friedrich Karl August (1743-1812)
Dieses Ölbild von Friedrich Tischbein entstand etwa 1790
Original im Schloß zu Arolsen

Im letzten Drittel des 18. und in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts erlebt das Fürstentum Waldeck die wohl schillernste Epoche seiner Geldgeschichte. Die dafür verantwortlichen Persönlichkeiten betreten und verlassen die historische Bühne nahezu gleichzeitig: Fürst Friedrich regiert von 1763 bis 1812, Münzmeister Johann Philipp Wilhelm Steinmetz amtiert von 1765 bis 1806.

Mit dem Namen Steinmetz ist die Prägung der vielleicht schönsten, zugleich aber auch der letzten waldeckischen Golddukaten verbunden. Fürst Friedrich steht für Rokoko-Geist, Soldaten und Schulden. 800.000 Reichstaler Schulden übernimmt Fürst Friedrich 1763 bei seinem Regierungsantritt als schwere Bürde mit dem Erbe seines Vaters, Fürst Karl. Seine eigene Neigung zu verschwenderischer Hofhaltung und die unzureichende Rechnungsführung seiner Beamten, deren er in einem aufgeblähten Behördenapparat zu viele beschäftigt, lassen die Schulden unverhältnismäßig anwachsen. Jedes Jahr übersteigen die Ausgaben mit mindestens ca. 15.000 Reichstalern die gesicherten Einnahmen. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise gelingt 1784 zwar, die Unzahl der Gläubiger abzuschütteln, weil eine Umschuldung mit dem riesigen Volumen von 1,2 Mio. Reichstalern arrangiert werden kann. Aber dennoch muß der Fürst 1806 beim Habsburger-Kaiserhaus in Wien Konkurs anmelden. Diese furchtbare Konsequenz hatte nicht verhindert werden können: weder durch die relativ günstigen Bedingungen der Umschuldung, die der nachbarschaftlich-hilfsbereite Landgraf Friedrich H. von Hessen-Kassel gewährte, noch durch den jahrelang reichlichen Geldeingang aus dem Verkauf waldeckischer Soldaten an das in Amerika kriegführende England. Andere sichere Mittel, die finanzielle Mißwirtschaft zu beenden, konnten nicht realisiert werden: weder konnte sich der fürstliche Junggeselle zu einer reichen, standesgemäßen Heirat entschließen, noch gelang der lukrative Verkauf der Grafschaft Pyrmont. Die eigene Geldwerkstatt konnte ebenfalls nichts zur Lösung der Finanzprobleme beitragen.

Als der Fürst 1765 den Landauer Pfarrerssohn Joh. Phil. Wilh. Steinmetz als Münzmeister "etabliert", hat dieser gerade seine Ausbildung beendet. Was er beim Arolser Hofjuwelier Christian Berges, in der Goldschmiedestadt Augsburg und bei einem Spezialwardein in Erfurt gelernt hatte, sollte er nun anwenden zum Nutzen "seines waldeckischen Vaterlandes".

Dabei plagt ihn von Anfang an die gleiche Sorge wie seine Amtsvorgänger. Es gilt zunächst, das für die Münzerei erforderliche Edelmetall herbeizuschaffen. Das aus Gellershausen bezogene Silber muß er wegen Qualitätsmängel beanstanden. Ohnehin gilt seine bevorzugte Aufmerksamkeit dem Gold. 1782 unternimmt er zunächst Waschversuche an der Eder bei Affoldern, allerdings ohne Erfolg. Doch dann findet er ergiebige Sandbänke, von Flutwellen aufgeschüttet, zwischen der Brücke bei Mehlen und Bergheim. Er kann seinem fürstlichen Münzherrn berichten, daß hier täglich drei Männer soviel Gold waschen können, daß es für einen Dukaten (3,49 g) reicht. Ein späterer Bericht besagt allerdings, daß zumindest seit 1787 nichts mehr gefunden wird, weil größere Flutwellen zu lange ausgeblieben sind. So dürften denn auch die ständigen Beschaffungsschwierigkeiten die Ursache dafür sein, daß 1782 der letzte waldeckische Golddukat in Arolsen geprägt wird. Es waren ohnehin zu keiner Zeit so viele, daß sie als Zahlungsmittel eine nennenswerte Rolle hätten spielen können. Sie reichten kaum für die Repräsentationsbedürfnisse des auf kostspielige Hofhaltung bedachten Rokoko-Fürsten Friedrich.


Gipsbüste eines unbekannten Künstlers
Fürstliche Kunstsammlungen Schloß Arolsen


Andererseits bemühte sich dieser Fürst wie keiner vor ihm bei aller Finanzmisere durchaus um den Ausbau des Straßennetzes, förderte den Woll- und Leinenhandel, die Eisenproduktion und andere Gewerbebereiche, vor allem aber die Land- und Forstwirtschaft. Und die von seinem Münzmeister Steinmetz zwischen Mehlen und Bergheim aufgespürte FundsteIle für Edergold sollte sogar noch in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts zu einem Wirtschaftsfaktor aufgewertet werden, als dort ein hessisches Unternehmen, die "Hessisch-Waldeckische-Compagnie zur Gewinnung des Goldes aus dem Edder-Flußgebiete", den Flutsand in großem Stil wusch. Doch die daran geknüpften Erwartungen erfüllten sich ein weiteres Mal nicht. Wegen mangelnder Rentabilität mußte auch diese Gesellschaft ihre Tätigkeit einstellen. Der Münzmeister konnte die Geldnot des Fürsten nicht lindern. Im Gegenteil: er wurde eines ihrer Opfer. Wie vielen seiner Beamten war der Fürst auch ihm jahrelang das Gehalt schuldig geblieben. Als Münzmeister Steinmetz nach langer Krankheit 1807 starb, hatte er 900 Reichstaler rückständige Gehaltsforderungen an seinen Fürsten.

In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts kommt es in Arolsen zu einer Neuauflage der Generationenfolge in einer Münzmeisterfamilie. Waren es von 1726 bis 1764 Vater und Sohn Bunsen, die in jahrzehntelanger Familientradition dem Fürsten Carl als ihm ergebene Geldmacher dienten, so sind in gleicher Weise Vater und Sohn Welle von 1806 bis 1840 tätig, während drei fürstliche Münzherren einander folgen. Unterdessen neigt sich eine mehrhundertjährige eigenständige waldeckische Geldgeschichte ihrem Ende zu.

 

© 1986 Sparkasse Waldeck-Frankenberg
Aus Artikeln der Broschüre "Als die Waldecker das Geld selber machten..."

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