EMMA zu Waldeck -Königin der Niederlande - zum 150. Geburtstag vorherige Seitezum ArtikelendeFenster schließennächste Seite

unvergängliche Erinnerungen
an eine unvergessene Waldeckerin

Emma. die fürsorgend wirkende Königin-Mutter

Uns Deutschen fehlt weithin das Verständnis für die eigentümlichen Gefühle der Bewunderung und Verehrung, die nahezu alle Holländer für ihr Königshaus hegen. Aber uns sollte es auch nicht schwerfallen nachzuvollziehen, womit sich Emma die Zuneigung verdient hat. Als ihr verdienstvollstes Werk galt die umsichtig vorbereitete, fristgerecht und reibungslos vollzogene Überführung der Regentschaft auf die Thronerbin Wilhelmina bei deren Volljährigkeit im Jahre 1898. Die damals 40jährige Emma hat sich danach keineswegs untätig auf ihren Witwensitz zurückgezogen. Von ihren Regentenpflichten und -rücksichten befreit, entfaltete die Königin-Mutter eine rege Tätigkeit in der Wohlfahrtspflege, vor allem aber nahm sie intensiven Anteil am allgemeinen Leben des niederländischen Volkes, das wiederum ihr eine tiefe Verbundenheit bewahrte.

Um helfen zu können,
geht Emma neue Wege
Zahlreiche eindrucksvolle Zeugnisse belegen das karitative Engagement der Königin-Mutter (siehe u. a. Kasten). Emma beschränkte sich also keineswegs auf die beschriebenen Aktivitäten zur Bekämpfung der Volksseuche Tuberkulose, wenngleich hier wohl doch der Schwerpunkt ihres fürsorgerischen Wirkens lag. Um ihre hochgesteckten Ziele zu erreichen, scheute sie sich nicht, neue und ungewöhnliche Wege einzuschlagen. Absolut neu waren beispielsweise Spendensammlungen in Form von Plakettenaktionen. Sie begannen bereits 1898. Später wurden die Straßensammlungen als "Emmabloem-Kollekte" populär


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Die Bronze-Medaille von 1935 ist eine Verdienstmedaille zum 25jährigen Bestehen der Trägerorganisation dieser Spendenaktionen in der niederländischen Hauptstadt Den Haag (amtlich: 's Gravenhage). Damit wurden freiwillige Helfer für ihre jahrelange uneigennützige Tätigkeit ausgezeichnet. Ein Kreuz wird als Sinnbild des Leidens von jedermann verstanden, genügt aber vielleicht nicht als Aufforderung zum Handeln. Eindringlicher wirkt das auffallende Doppelkreuz, zumal es sich tiefrot von dem metallfarbigen Untergrund abhebt. Diese Kreuz-Form ("TBC-Kreuz") hat seinerzeit in den Niederlanden einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt.

In den zwanziger Jahren gerieten zwei zeitlich dicht beieinanderliegende persönliche Anlässe zu Demonstrationen der tiefen Verehrung und Dankbarkeit, die das holländische Volk dieser einzigartigen Frau aus waldeckischem Geblüt bewahrte, obwohl ihre Regentschaft relativ kurz gewesen und schon vor der Jahrhundertwende zu Ende gegangen war.

Demonstrativ dargebrachte
Dankbarkeit und Verehrung
gelten der zweifachen Jubilarin
Drei Jahrzehnte nach dem Ende ihrer Regentschaft konnte Königin-Mutter Emma "runde Jahre" feiern: am 2. August 1928 den 70. Geburtstag, im Januar 1929 zum 50. Male den Tag (10. Januar 1879), an dem die soeben dem König angetraute waldeckische Prinzessin an der Seite des Monarchen in die Niederlande gekommen war. Der 70. Geburtstag wurde geradezu als nationaler Feiertag begangen. Aber auch der 50. Jahrestag ihrer Ankunft auf niederländischem Gebiet wurde mit einem großen offiziellen Diner in Den Haag und mit einem Festakt in der Nieuwe Kerk von Amsterdam gefeiert.


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Während die Medaille zum 70. Geburtstag kaum Besonderheiten aufweist, fallen beide Medaillen zum 50. Jahrestag des Einzugs in das niederländische Königshaus durch ihren Symbolreichtum aus dem üblichen Rahmen. Die von einem Achsenkreuz beherrschte Symbolik ist ebenso aufschlußreich wie beziehungsvoll. Die Margaritenblume mit ihrem goldgelben Herzen, umgeben von fleckenlosen weißen Blättern, gilt als ein Zeichen, das das Niederländische schlechthin verkörpert. Das nur in Gebirgshöhen vorkommende Edelweiß ist hier zu verstehen als elitäres Symbol für bestandenes Wagnis und gefundenes Glück. Mit Lorbeer werden herausragende Leistungen ausgezeichnet, und die Sonnenblume gilt als Hoheitssymbol, weil sie die Fähigkeit besitzt, sich stets der Sonne zuzuwenden.


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Ob im August 1928 oder im Januar 1929, beide Male ist es den Medailleuren gelungen, dem Anlaß angemessene kleine Kunstwerke zu gestalten. Die Rückseiten sind mit Wappen, Fahnen, Krone und mancherlei Symbolen fast schon überladen, demgegenüber zeigen die Vorderseiten das Brustbild Emmas: eine alte Dame, in Spitzen gekleidet und Schleier tragend. Man wird ohne Übertreibung sagen dürfen, daß selbst das formenstrenge Metallbildnis etwas von der Ausstrahlung wiedergibt, die von dieser Frau nach zeitgenössischen Berichten stets ausgegangen ist.

Emmas Verbundenheit
mit der waldeckischen Heimat
ist nie abgerissen.
Nicht nur die niederländischen Zeitgenossen waren von ihr angetan. Auch in ihrer waldeckischen Heimat genoß Emma zeitlebens Verbundenheit und Sympathie. Sie hatte es sich zur Gewohnheit werden lassen, nahezu alljährlich zu Besuch im Arolser Schloß zu weilen und recht häufig auch in Bad Wildungen zur Kur. Sie bewohnte dann eine Zimmerflucht im Fürstenhof und bewegte sich nicht selten mit ihrer Begleitung inmitten des promenierenden Kurpublikums. In Erinnerung an diese Kuraufenthalte bekam ein beliebter Aussichtspunkt im Homberg den Namen "Königin-Emma-Höhe".

Emma pflegte bei solchen Besuchen auch die üblichen königlichen Geschenke zu verteilen: Uhren, Krawattennadeln, Broschen aus Gold. Da die Chronisten auch von verschenkten "Goldstücken" berichten, könnte es sich dabei durchaus um Medaillen gehandelt haben, die zu ihren Jubelanlässen ausgegeben worden waren.

Im 55. Jahre ihres niederländischen Lebensabschnittes findet dieses FrauenIeben seine Vollendung. Auf eine kurze Erkrankung folgt ein ruhiger Tod am 20. März 1934 in Den Haag. An ihrem Sterbebett weilen ihre Tochter und ihre Enkelin: Königin Wilhelmina und Kronprinzessin Juliana. Ihnen zur Seite steht Emmas einziger Bruder, Fürst Friedrich zu Waldeck-Pyrmont, der aus Arolsen herbeigeeilt ist.

Ein Königshaus weint,
ein Volk trauert -
Emmas Leben ist vollendet
Als man die Verstorbene aus dem Sterbehaus "Voorhout" trägt, intoniert die Kapelle Trauermusik, aber auch ein Heimatlied. Emma konnte es zwar erst in Holland kennenlernen, hat es aber wohl geschätzt, weil sie "Waldeck, mein lieb' Heimatland, unter allen Landen deutscher Erde" nicht vergessen hatte. Ihre letzte Ruhestätte hat Emma in der königlichen Familiengruft in der Nieuwe Kerk der südholländischen Fayencen-Stadt Delft gefunden, an der Seite ihres Gatten Wilhelm III.


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Die ihrem Tod gewidmeten zwei Medaillen sind bemerkenswert schlicht ausgefallen. Um allgemeine Volkstrauer auszudrücken, genügt vollauf, die auf halbmast gezogene Fahne zu zeigen. Bemerkenswert ist ferner, daß dieses letzte Kopfbildnis das einzige ist, das die Königin-Mutter wirklichkeitsgetreu mit Brille zeigt, die sie jahrzehntelang ständig getragen hat.


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Die Medaillen auf den Tod dürften bei der großen Beliebtheit, deren sich Emma stets erfreute, sicher zahlreiche Interessenten gefunden haben. Das niederländische Volk in seiner Gesamtheit hat ihr im Rosengarten von Den Haag ein Denkmal errichtet. Dort wird heute noch so mancher Blumengruß niedergelegt - auch von waldeckischen Besuchern.


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   Artikel - Franz Erger anl. einer Ausstellung (1986) der Medaillen EMMA von Waldeck
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