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Genealogie:
Regent:
Georg Heinrich - Fürst zu Waldeck-Pyrmont
Regentschaft:
32
von:
1813
bis:
1845
 
geboren:
20.09.1789 in Weil
verstorben:
15.05.1845 in Arolsen
Vater:
Georg - Fürst zu Waldeck, Pyrmont und Rappoltstein
Mutter:
Auguste - Prinzessin von Schwarzburg-Sondershausen
 
Ehegattin:
Emma - Prinzessin von Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym
20.05.1802
01.08.1858  
Eheschließung:
26.06.1823 in Schaumburg a.d.L.
Kinder:
Josef Friedrich Heinrich
24.11.1825
27.12.1829
Georg Victor - Fürst zu Waldeck
14.01.1832
12.05.1893
Wolrad Melander - Prinz zu Waldeck
24.01.1833
20.01.1867
Auguste Amalie Ida - Prinzessin zu Waldeck
21.07.1824
01.09.1893
Hermine - spätere Fürstin zu Schaumburg-Lippe
29.09.1827
16.02.1910



Fürst Georg Heinrich und Fürstin Emma, geborene Prinzessin von Anhalt-Bernburg.
Stahlstiche ohne Jahr und Signum.

Nebenstehende Stiche erschienen im Oktober 1844 in der Speyerischen Buchhandlung zu Arolsen und kosteten jede einzelne auf weißem Papier 15 und auf chinesischem Papier 20 Silbergroschen, beide zusammen waren billiger und kosteten nur 30 Silbergroschen (~ 1 Taler). Diese Stiche sind die einzigen Bildnisse des Fürstenpaares - ein Zeichen der bürgerlichen Schlichtheit und Sparsamkeit, aber auch des Wandels der fürstlichen Stellung zur Zeit des Biedermeiers.


23 Jahre war der Erbprinz Georg Heinrich (1789-1845) alt, als er seinem Vater in der Regierung folgte. Er repräsentiert in Waldeck die Periode des fürstlichen Absolutismus, von dem man vorher nicht sprechen kann. Am 28. Januar 1814 stieß er, beraten von Kreusler, die alte ständische Verfassung durch einen selbstherrlichen Staatsstreich um. Wenn er dann auch genötigt wurde, nachzugeben, am 19. April 1816 mit den Ständen ein neues Grundgesetz vereinbarte und dabei auch manches zurücknehmen mußte, was er für richtig hielt, so blieb doch das Wesentliche erhalten: Der jetzt eigentlich erst geschaffene Staat war von nun an absolut, das alte Nebeneinander von Fürst und land fiel weg, alles wurde nun nur noch zentral geregelt. Die alte Ordnung, in der das Fürstenhaus neben den anderen Gewalten stand, das heißt den Häusern des Adels, den Städten, den Bürgern und Bauern, war jetzt verlassen, der neue Staat stand über der Masse der Untertanen. An dieser Tatsache ändert es nichts, daß der Fürst die an sich ungeteilte Staatsgewalt nicht allein für sich in Anspruch nahm, sondern alsbald wieder mit den Ständen teilte. Der Staat als solcher war fortan doch absolut und blieb es bis heute, trotz aller oberflächlichen Änderungen der Staatsform.

Waldeck war der erste norddeutsche Staat, der damals nach den Freiheitskriegen eine solche "moderne" Verfassung erhielt. Sie hatte für das Lland eine besondere Bedeutung. Denn jetzt wurden aus den bisherigen fürstlichen Schulden solche des Landes, und darin liegt das Geheimnis, wie das Wunder gelang, daß Waldeck allmählich seine Schulden los wurde. Schon als Kurhessen 1806 unterging, konnte die waldeckische Schuld dem neuen Königreich Westfalen gegenüber auf ein Drittel - nämlich 1.600.000 Franken herabgesetzt werden - und davon war schon bis 1813 eine halbe Million beglichen. Als aber Kurfürst Wilhelm I. zurückkehrte, erkannte er den Schulderlaß nicht an. Dennoch gelang ein Vergleich, durch den die Schuld auf 1 Million Taler festgesetzt wurde, schließlich wurde sie 1836 auf 675.000 Taler ermäßigt, die Waldeck dann aus einer Anleihe von 700.000 Talern bei dem Bankhaus Rothschild in Frankfurt zurückzahlte. Diese Schuld wurde nun aus dem Steueraufkommen beglichen, man konnte sie Taler für Taler (jährlich 31 500!) allmählich endgültig abstoßen.

Alle anderen Klippen aber, die der Selbständigkeit des Landes drohten, konnte Fürst Georg Heinrich gut umschiffen. Sowie es möglich war, sprang er von Napoleon ab und schloß sich den Verbündeten an, und die Waldecker kämpften jetzt voller Begeisterung mit allen anderen Deutschen in den Freiheitskriegen; in Arolsen wie überall wurde 1814 ein "Landsturm" gebildet der alle wehrfähigen Männer erfaßte. Gleich nach dem Kriege wurden energisch die Straßen verbessert, 1832 kam der Anschluß an den Deutschen Zollverein, 1842 ein neues Münzgesetz, die Ablösung der Hand- und Spanndienste wurde angefangen. Schon 1814 und 1816 war die Verwaltung völlig umgestaltet worden. Zur Ausbildung der Waldecker Truppe wurden preußische Offiziere geholt und damit der erste Grund für die spätere Verschmelzung mit Preußen gelegt.

Es war viel, was damals geleistet wurde, und da Fürst Georg Heinrich in allem dem Zeitgeiste entgegenkam und alles nur tat, um dem Lande zu helfen, ist das auch stets anerkannt worden, ja selbst den Rechtsbruch des Staatsstreiches entschuldigte man, weil man das Ergebnis billigte. Man lobte den Fürsten als einen uneigennützigen Herrscher mit Herzensgüte, Gerechtigkeit und Wahrheitsliebe. "Das ist so gewiß, als ob's der Fürst gesagt hätte", war damals in Arolsen eine gebräuchliche Redensart.

 

© 1954 Dr. Helmut Nicolai aus „Arolsen – Lebensbild einer deutschen Residenzstadt“
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