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Genealogie: |
Regentschaft: |
24 - gemeinsame Regentschaft |
von: |
1669 |
bis: |
1692 |
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Regent: |
Georg Friedrich - Fürst zu Waldeck-Pyrmont |
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geboren: |
10.02.1620 in Arolsen |
verstorben: |
19.11.1692 in Arolsen |
Vater: |
Wolrad IV. - Graf zu Waldeck - Eisenberg |
Mutter: |
Anna von Baden-Durlach – Erbin von Cuylenburg |
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Ehegattin: |
Elisabeth Charlotte - Gräfin von Nassau Siegen
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11.03.1626 |
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16.11.1694 |
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Eheschließung: |
29.11.1643 in Cuylenburg |
Kinder: |
Wolrad Christian |
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1644 in Cuylenburg |
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ca. 1650 |
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Friedrich Wilhelm
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1649 in Arolsen |
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1651 in Arolsen |
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Luise Anna
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18.04.1653 in Berlin |
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30.06.1714 in Arolsen |
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Charlotte Amalie
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1654 in Arolsen |
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1657 in Königsberg |
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Karl Wilhelm
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03.11.1657 in Arolsen |
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21.11.1670 in Erbach |
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Karl Gustav
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28.02.1659 in Frankfurt/M. |
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24.06.1678 in Leck |
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Sophie Henriette - spätere Herzogin von Sachsen-Hildburghausen
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03.08.1662 in Arolsen |
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15.10.1702 in Erbach |
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Albertine Elisabeth - spätere Gräfin zu Erbach-Erbach
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09.02.1664 in Arolsen |
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01.11.1727 in Erbach |
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Regent: |
Christian Ludwig – Graf zu Waldeck-Wildungen |
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geboren: |
29.7.1635 in Waldeck |
verstorben: |
12.12.1706 in Landau |
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Die genealogischen Daten Christian Ludwigs und |
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seine Vita finden Sie unter Regentschaft 25 |
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Reichsfürst Georg Friedrich zu Waldeck Graf zu Pyrmont und Cuylenburg etc. Kopie eines Bildes des Utrechter Malers van Honthorst ca. 1655 – im Arolser Schloß |
Nach dem frühen Tode seines Neffen, Heinrich Wolrad - Graf von Waldeck-Eisenberg (1664), hatte Graf Georg Friedrich außer Cuylenburg schließlich auch den westlichen Teil Waldecks mit Arolsen geerbt, wo die Eisenberger Linie schon längst residierte. Für diesen Landesteil bedeutete die Herrschaft und Fürsorge eines so tapferen Mannes mit Weitblick und Wohlwollen ein großes Glück.
Seine Tüchtigkeit zeigte sich in allem, was er angriff. Er war groß als Soldat und Feldherr auf den Schlachtfeldern Belgiens, Polens, Österreichs und Ungarns, "als eine echte Kriegsgurgel" (Vehse) überall siegreich bis auf eine am Ende seines Lebens erlittene Niederlage bei Fleurus. Tüchtig war er als ein Helfer des Großen Kurfürsten in der Verwaltung Brandenburgs, groß als Staatsmann in dem erfolgreichen Bestreben, des Reiches Kraft zu stärken. Sein Plan, einen engeren, festeren Bund des protestantischen Nordens unter Brandenburgs Führung zu bilden, scheiterte freilich. Aber er schuf doch wenigstens tätig an einer modernen Militärmacht, die einerseits gegen die Raubzüge Ludwigs XIV., andererseits gegen die Bedrohung durch die Türken eingesetzt werden konnte.
Georg Friedrich brachte 1682 das sogenannte Laxenburger Bündnis zusammen, das man nach dem Grafen auch den "Waldecker Rezeß" nannte; es war eine Vereinigung der deutschen Fürsten mit dem Kaiser gegen die Bedrohung Frankreichs nach dem räuberischen überfall auf Straßburg (1681). Der Große Kurfürst ärgerte sich, daß er nicht vorher gefragt war, und weil er lieber Frieden mit Frankreich halten wollte, aber Kaiser Leopold I. dankte dem Grafen die staatsmännische Tat 1682 durch Erhebung in den Reichsfürstenstand.
Das war die glanzvolle Lebensbahn des großen Feldherrn und Staatsmannes. Aber in unserem Zusammenhange hier ist vor allem sein Wirken in und für Waldeck zu beachten. Das wichtigste wohl war, daß er, obgleich seine eigenen Söhne vorher gestorben waren, selbstlos am 12. Juli 1685 unter Beitritt der Städte und der Ritterschaft mit seinem Wildunger Vetter Christian Ludwig (1635-1706), der damals in Kleinern residierte, einen Erstgeburtsvertrag (pactum primogeniturae) abschloß. Dadurch erhielt dann die Wildunger Linie 1692 ganz Waldeck, während die Töchter des Fürsten nur die Cuylenburger Länder bekamen.
Außerdem tat er auch sonst für das Land, was nur möglich war. In Rhoden baute er das Schloß und legte die Neustadt an (1645 und 1653), er begründete 1654 die Landkanzlei in Korbach, erließ eine Forstordnung, besserte die Rechtspflege. Vor allem aber wurde Georg Friedrich auch für Arolsen wichtig. Nicht nur ließ er 1677 das alte Arolser Schloß völlig neu herrichten, damit es wohnlicher und brauchbarer werde, sondern er erbaute außerdem auf HeIser Gebiet, etwa 1 ½ Kilometer von Arolsen entfernt, an der großen Landstraße, die von Frankfurt über Korbach, Mengeringhausen, Rhoden nach Paderborn führt, eine Sommerresidenz und Lustschloß, das er nach seiner Gemahlin Charlotte von Nassau-Siegen Charlottenthal nannte; später wurde es in Luisenthal umgetauft. Das in einem dem Grafen von Cuylenburg her vertrauten holländischen Backstein-Stil ausgeführte, ab 1725 längst abgerissene Schlößchen wurde von dem Baumeister Jakob Bach in Mengeringhausen 1663-1668 erbaut. Es war "mit Aufzug-Brücken und tiefen Wassergräben verwahrt samt einem schönen Lustgarten", heißt es. "Und sind allhier eine Menge der schönsten Schwanen, Fasanen und allerhand rahren frembden Vögeln befindlich" (1713). Ein Teil der Wasserläufe um das Schloß ist im Garten der Försterei heute noch vorhanden. Davor, wo der Weg nach Arolsen führt und die Landstraße kreuzt, lagen an den Ecken der Kreuzung vier Teiche, von denen noch heute einer zu sehen ist ("Prinzessinnenteich"), ein anderer an der Großen Allee an dem Wege zum Bahnhof hin erst vor kurzem zugeschüttet wurde. Vor wenigen Monaten erst fand man im Garten des Forsthauses neben anderen hübschen Skulpturen auch einen Wappenstein mit dem Wappen der Fürstin Charlotte, für die das alte Lustschlößchen gebaut worden war.
Hier und vor allem im alten Schlosse tat denn auch die erste stehende Truppe Waldecks ihren Dienst, und zwar nicht erst seit 1681, dem Gründungsjahr des späteren Füsilier-Bataillons, auch nicht erst 1679, wie Dalwigk sagte, sondern schon 1672 wird sie erwähnt, war aber gewiß auch schon früher da. Damals, 1672, wurde angeordnet, daß je eine halbe Kompanie von zusammen 2 Sergeanten, 2 Corporälen, 4 Gefreiten, 2 Tambours und 88 "Knechten" auf den Residenzhäusern Arolsen und Waldeck liegen sollte. Trotz der "Teilung" des Landes in zwei Linien wurde es also doch als Einheit angesehen. Diese Soldaten hatten eine Uniform von roten Röcken mit grünen Aufrollungen und Futter, zinnernen Knöpfen, roten Hosen und Strümpfen, niedrigen schwarzen Hüten und breitem ledernen Degengehänge, sahen also sehr prächtig aus. Als Waffen dienten Stoßdegen, zwei Drittel der Krieger hatten Musketen, ein Drittel sechszehn Fuß lange Piken, und die Piqueniere hatten Brust- und Rückenpanzer sowie Sturmhauben. Dieselbe Uniform und Ausrüstung hatten sie auch 1679, und es ist nicht ganz einzusehen, warum man nicht dieser ersten Truppe Waldecks die Ehre gab, als Waldecker Stammtruppe zu gelten, statt dessen aber einen Beitrag Waldecks zu einem Kreiskontingent gemäß Vertrag von 1681 als Gründungsjahr des Arolser Bataillons annahm. Dann würde das Füsilier-Bataillon in Arolsen unter allen Truppen Preußens von 1866 eine der ältesten gewesen sein, und zwar nach dem Grenadier-Regiment Nr. 4 (1626) und dem Grenadier-Regiment Nr. 1 (1655) statt der fünften sogar die dritte Stelle eingenommen haben.
Das Schönste aber, was Bad Arolsen diesem großen Fürsten heute noch verdankt, ist die Große Allee von sechs Reihen Eichen, die von CharlottenthaI aus nach Osten bis vor das alte Schloß führt, dem Zuge des Weges folgend, der damals von Wetterburg und Landau her an Arolsen vorbei nach Massenhausen, Canstein und Niedermarsberg führte. Diese, einen Teil des alten Weges von Berlin nach Köln bildende Allee wurde nicht schon 1653, wie irrtümlich immer wieder gesagt wird, sondern erst 1676 gepflanzt. "Die auf hiesige Allee neu gesetzte Bäume fangen an grün zu werden", heißt es in einem Bericht vom 19. Mai dieses Jahres an den Grafen, der dann aus Wiehe im Juni antwortet: Auf beiden Seiten der Allee sollten Gräben gemacht werden, damit die Bäume besser gewahrt bleiben. Im November 1676 schrieb die Kammer dem Grafen, an der untersten Allee vom Mengeringhäuser Weg bis an die Hünighäuser Meierei befänden sich "beider Seiten 162 gepflanzte Eichbäume, davon 25 dürre geworden, alle anderen aber angegangen" seien. Das gleiche Jahr geht aus der Amtsrechnung Arolsen hervor; am 16. Oktober 1676 erhielten Caspar Weimar aus Helsen und Caspar Dieterich Alberti je 4 Groschen und 8 Pfennige Lohn, weil sie "zu Behuf der hiesigen Allee 1 Tag junge Eichen hacken müssen". Seitdem wuchs die prachtvolle "Stellung" empor, wie man damals noch auf Deutsch sagte, weil die Bäume einer Allee ja in bestimmter Weise gestellt sind. Die gesamte Eichenallee hatte in sechs Reihen insgesamt 888 Bäume, fast jede einzelne Reihe darin 165. Sie maß 5500 "Werkschuhe" oder 2200 Schritte oder 2575 Ellen, das sind nach den heutigen Maßen 1625 Meter.
Wappen des Reichsfürsten Georg Friedrich |
Georg Friedrich erbaute 1675-1688 auch die schöne Kirche in Helsen, dem Charlottenthal zugehörte; das fürstliche Wappen der Eisenberger Linie über dem Portal der Dorfkirche erinnert heute noch an ihn. Er starb 1692 im Schlosse zu Arolsen und bekundete damit noch einmal deutlich: Arolsen war seine Residenz, also der Mittelpunkt wenigstens des westlichen Teiles von Waldeck.
© 1954 Dr. H. Nicolai - Arolsen
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