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Genealogie:
Regent:
Georg - Fürst zu Waldeck-Pyrmont
Regentschaft:
31
von:
1812
bis:
1813
 
geboren:
06.05.1747 in Arolsen
verstorben:
09.09.1813 in Pyrmont
Vater:
Karl August Friedrich - Fürst zu Waldeck-Pyrmont
Mutter:
Christiane - Pfalzgräfin von Birkenfeld
 
Ehegattin:
Auguste -
Prinzessin von Schwarzburg-Sondershausen
01 02.1768 in Sondershausen
26.12.1849 in Arolsen  
Eheschließung:
12 09.1784 in Otterwisch
Kinder:
Christiane Frederike Auguste - spätere
Äbtissin von Kloster Schaaken
23.03.1787 in Weil am Rhein
16.01.1806 in Rhoden
Karl
07.07.1788 in Weil am Rhein
03.10.1795 in Rhoden
Georg Heinrich -
Fürst zu Waldeck-Pyrmont
20.09.1789 in Weil am Rhein
15.05.1845 in Arolsen
Friedrich - Prinz zu Waldeck
03.11.1790 in Arolsen
01.02.1828 in Landau
Christian
19.06.1792 in Arolsen
m Juli 1795 in Arolsen
Auguste
07.08.1793 in Arolsen
29.04.1794 in Arolsen
Johann Ludwig
25.09.1794 in Arolsen
08.10.1814 in Arolsen
Ida - spätere
Fürstin zu Schaumburg-Lippe
26.09.1796 in Rhoden
12.04.1869 in Menton
Wolrad - Prinz zu Waldeck
23.04.1798 in Rhoden
24.08.1821 in Sienna
Mathilde - spätere
Herzogin von Württemberg
10.04.1801 in Rhoden
13.04.1823 in Karlsruhe
Karl Christian - Prinz zu Waldeck
12.04.1803 in Rhoden
19.07.1846 in Prinzenhof
Karoline
27.11.1804 in Rhoden
03.03.1806 in Rhoden
Hermann - Prinz zu Waldeck
11.10.1809 in Pyrmont
06.10.1876 in Landau



Georg Fürst zu Waldeck-Pyrmont
Originalgemälde im Arolser Schloß

Die Vita des Fürsten wurde in der vorigen Regentschaft schon breit angelegt - daher möchte ich die Gelegenheit nutzen, an dieser Stelle einer Münzmeister-Dynastie dieser Zeit etwas Beachtung zu schenken:

Johann Georg Friedrich Welle wuchs in Hofluft auf. Als Sohn des Hofgärtners wurde er 1778 geboren. Schon 1799 bekam er die schriftliche Zusicherung, daß er zu gegebener Zeit die Nachfolge von Münzmeister Steinmetz antreten könne, sofern er sich die erforderliche Qualifikation erworben habe. Als er 1806 die Münzmeisterstelle von dem kränkelnden Johann Philipp Wilhelm Steinmetz übernahm, hatte er eine Ausbildung in der Münzstätte Clausthal erhalten, der er ein paar Wanderjahre folgen ließ.

In die waldeckische Münzgeschichte hat sich der ältere Welle auf seine Weise eingeschrieben. Er verstand es, eine umfangreiche Sammlung der bedeutendsten Münzprägungen seiner Zeit anzulegen und sie in einem aufschlußreichen Verzeichnis zu dokumentieren. Ferner fertigte er eine der seltensten Prägungen an, den Zwittertaler von 1824. Dazu koppelte er zwei unterschiedliche Prägungen seines Amtsvorgängers Bunsen: eine Vorder- (Avers-)seite von 1752 mit einer Rück-(Revers- )seite von 1741. Obwohl Welle davon nur Einzelstücke anfertigte, dürfte diese außergewöhnliche Prägung zur Regierungszeit seines Münzherrn, Fürst Georg Heinrich (1813 bis 1845), Aufsehen erregt haben, und das sollte sie sicher auch. Schließlich trat dieser Regent mit manchem hervor, das die Zeitgenossen staunend zur Kenntnis nahmen, häufiger allerdings mit Kopfschütteln bedachten als mit Zustimmung. Zu diesen fürstlichen Leistungen gehörte eine Verfassungsreform, die ihrer Zeit vorauseilt, weil sie auf jene demokratischen Bestrebungen eingeht, die später in der Märzrevolution von 1848 mündeten. Dazu gehörte ebenso der Entschluß, die dringend notwendige Neuordnung des Schuldendienstes dem jüdischen Frankfurter Bankhaus Rothschild anzuvertrauen. Das eine wie das andere war denn auch mit erheblichen finanziellen Auswirkungen verbunden. Die supermoderne Landesverfassung verwandelte die bisherigen fürstlichen Schulden in solche des Landes, und die versierten Frankfurter Bankiers verstanden es, die Vielzahl der bisherigen Gläubiger zu befriedigen, allerdings auf ermäßigter Basis. Als Ergebnis betragen die waldeckischen Staatsschulden 1836 "nur" noch 675.000 Reichstaler.

Als Friedrich Wilhelm Albert Welle 1827 die Nachfolge seines Vaters im Münzmeisteramt antritt, ergibt sich eine weitere Analogie zu den Bunsen. Der junge Welle ist erst 23 Jahre alt und trotzdem für seine Aufgabe fachlich gut vorgebildet. Er wird noch einmal hart gefordert, hat wieder jene Schwierigkeiten zu bewältigen, die dem waldeckischen Geldwesen zu allen Zeiten eigen waren, und erlebt nach 13jähriger Tätigkeit das historische Ende der Eigenständigkeit waldeckischen Geldes. Bis dahin muß er z. B. mehrfach Münzmetall herbeischaffen.

Wieder gelingt das nur, indem wertvolles Tafelsilber eingeschmolzen wird. Diesmal wird 1836 das mindestens 30teilige, 91 kg schwere Service aus dem Nachlaß der Fürstin Christiane (1725 - 1816) angekauft und dient zur Herstellung von Silbergroschen und 1/6-Talern. Für diese Münzprägung, eine der letzten größeren, werden neue Prägestempel angeschafft, um die zeitbedingt gewachsenen ("preußischen ") Qualitätsanforderungen erfüllen zu können. 1837 werden sogar "Bauarbeiten am Münzgewölbe" vorgenommen, wohl um auch die räumlichen Voraussetzungen zu verbessern. Erneut entsteht ein Materialengpaß. Diesmal wird er in einer Weise gelöst, die ebenfalls als "klassisch" zu betrachten ist, wenn sie auch von waldeckischen Münzherren längere Zeit nicht mehr angewandt worden ist: die öffentlichen Kassen hielten die bei ihnen vorkommenden ausländischen Kronentaler zurück, die dann zu waldeckischen 1/6-Talern umgeprägt wurden, deren "Gehalt nicht zu fein" sein durfte, wie ausdrücklich angeordnet worden war.


Fürstin Auguste (1768 - 1849)
geborene Prinzessin von Schwarzburg-Sondershausen
Originalgemälde im Arolser Schloß

In dieser schwierigen Zeit kommt es auch zu Prü-fungsbeanstandungen, zu Tadels- und Mißfallens-äußerungen an der Arbeit von Münzmeister Welle, bevor dieser von Dezember 1838 bis März 1839 eine Münzprägung ausführt, die die endgültig letzte bleiben sollte. Es sind jene 46.170 Silbergroschen im Wert von 1.514 Reichstalern, die letztmalig die Münzmeister-Initialen A W (für Albert Welle) tragen. Es war nicht die gewisse "Ungeschicklichkeit", die dem Münzmeister - ob berechtigt oder nicht, sei dahingestellt - zeitweise vorgeworfen wurde, nicht die permanenten Schwierigkeiten, Münzmetall zu beschaffen, und auch nicht der chronische Geldmangel der fürstlichen Kasse, die das Ende des eigenständigen waldeckischen Geldwesens herbeiführten, sondern allein der "Zug der Zeit". Er hatte eine andere Richtung eingeschlagen: bereits 1831 hatte sich Waldeck vertraglich verpflichtet, das preußische Zollsystem einzuführen, das mit einer Vereinheitlichung des Münz-, Maß- und Gewichtsystems verbunden war. Die Dresdner Münzkonvention von 1839 beendete die Übergangsregelungen und führte im ganzen norddeutschen Raum den 14-Taler-Fuß ein. Unwiderstehlich drangen die neuen Geldverhältnisse in das Arolser Residenzschloß ein. Dort waren die Münzstättenräume seit 1840 verlassen. Während sie für eine neue Verwendung (Kanzlei-Registratur) hergerichtet wurden, hatte der ehemalige Münzmeister Friedrich Wilhelm Albert Welle als wohlbestallter Steuerrendant in Korbach bereits zu einem neuen Lebensinhalt gefunden.


Die Portraits von Friedrich Maul - entstanden um 1813 - bringen, im Gegensatz zu den Tischbein-Gemälden von Fürst Friedrich und Prinz Georg, den vollständigen Wandel in Kunst und Lebensstil zum Ausdruck. Dieses schlägt sich besonders in den schlichten Trachten der Fürstenfamilie nieder.

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