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Mai-November 2010


300 Jahre Residenzschloss Arolsen – 300 Jahre lebendige Geschichte

300 Jahre Residenzschloss Arolsen – dieses für Bad Arolsen bedeutende Jubiläum gilt es zu feiern. 300 Jahre Arolser Schloss bedeuten nicht nur die mit der Grundsteinlegung offiziell begonnenen Bauarbeiten im Jahr 1710, sondern auch 300 Jahre, in denen das Schloss Zentrum von Kunst, Musik und Kultur war.


Die schönen Künste, die nicht nur in jener Hochphase des Barock betrieben wurde, sondern auch in den Jahrzehnten und Jahrhunderten danach im Rahmen der fürstlichen Residenzhaltung. Und auch heute noch sind Schloss und Stadt nicht nur durch die barocke Architektur geprägt, sondern eben auch von Kunst, Musik und Kultur, ein Merkmal, durch das Bad Arolsen über viele andere Städte hinaus ragt und auf sich aufmerksam macht.

300 Jahre sind auch gleichermaßen ein Anlass innezuhalten und eine Rückschau zu betreiben. Die Grundsteinlegung am 13. Mai 1710 war gewissermaßen der Startschuss für den mächtigen Schlossbau, der standesgemäß im Rahmen der Fürstung des Waldecker Landesherrn Friedrich Anton Ulrichs begonnen worden war. In gewissem Sinne war dies gleichzeitig auch der Beginn der modernen, neuzeitlichen Stadtgründung Arolsens.


Es war für Fürst Friedrich Anton Ulrich unabdingbar gewesen, ein neues, repräsentatives Gebäude nach dem Vorbild von Versailles zu errichten und so dem französischen Sonnenkönig nachzueifern und dessen Pracht und den damit verbundenen absolutistischen Machtanspruch nach Waldeck zu übertragen.

Die Eckdaten des Schlossbaus sind hinlänglich bekannt, gehören dennoch immer erwähnt zu werden: 1720 fand der Einzug des Fürstenpaares – in die Baustelle – statt und 1726 sind die Appartements der Fürstin im ersten Obergeschoss des östlichen Pavillons fertiggestellt, 1728, 18 Jahre nach der Grundsteinlegung, wird die Schlosskapelle eingeweiht.

Diese Daten werden gemeinhin für die Baufertigstellung genommen, wir wissen jedoch, dass die fürstliche Familie sehr viel länger in einer Baustelle wohnte, wenn man so will, fast bis heute. Denn genau genommen ist das Schloss nie fertiggeworden. Erst Anfang der 1970er Jahre ist beispielsweise die Außenfassade das erste Mal vollständig verputzt worden, bis dahin waren einige Teilbereiche an der Fassade steinsichtig geblieben. Erst durch die jüngste, umfassende Restaurierung, die alleine nahezu ein Vierteljahrhundert dauerte, wurde das Schloss in einen Zustand versetzt, der in gewissem Sinne als vollständig und abgeschlossen bezeichnet werden kann.

Die 300jährige Geschichte des Schlosses und ihrer Bewohner lässt sich für den aufmerksamen Betrachter und Besucher am und im Gebäude nachvollziehen. Das Residenzschloss ist zwar in der Grundkonzeption mit seiner Dreiflügelanlage, der symmetrischen Gestaltung der Außenfassade mit dem prächtigen Schmuckgiebel und auch im Innern mit der Anordnung der Räume, der Gestaltung des Treppenhauses und dem Steinernen Saal, insbesondere die Ausmalung von Castelli und der Stuckierung von Gallasini ganz der barocken Zeitvorstellung verhaftet, viele der anderen Räume im Schloss geben jedoch sehr gut Aufschluss über die unterschiedlichen Lebensformen und Stilvorstellungen der verschiedenen Zeitschichten.


So wurde von 1809 bis 1811 unter Fürst Friedrich der Festsaal im ersten Obergeschoss der sogenannte Weiße Saal von Theodor Escher ausgestaltet, ganz im Sinne des Klassizismus strenger, nüchtern und hell. Auch die 100 Jahre zuvor eingeweihte Schlosskapelle wurde durch Escher 1828 umgestaltet. Dies prägt noch heute wesentlich ihr Aussehen. Aus dem 19. Jahrhundert stammen aber auch beispielsweise die prägnante, blau gemusterte Tapete im einstmaligen Kronprinzenschlafzimmer, dem nordwestlichen Eckzimmer im Obergeschoss und heutigen Prinzessin-Emma-Zimmer, oder die einst rot-golden gehaltene Prägetapete mit im Ursprung goldfarbenen Blatt- und Blütenranken auf rotbraunem Grund im ehemaligen, so benannten „Roten Gartenzimmer“, dem einstigen Empfangszimmer des Appartements des Fürsten im Erdgeschoss.


Das so genannte Alhambrazimmer nimmt eine Sonderstellung ein, da die komplette Ausstattung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Baldachin, dem Bett, Paravent‚ Spiegel und Leuchter erhalten ist. Die Einrichtung des im orientalisch-maurischen Stil gehaltenen Empfangszimmers war 1853 als Hochzeitsgabe für Prinzessin Helene von Nassau vom Wiesbadener Paulinenschlösschen nach Arolsen transloziert worden.

Aber auch Spuren des 20. Jahrhunderts sind in den Schlossräumen sichtbar. So sind im Eckzimmer des Pfälzischen Appartements die Wände mit einer Rupfenbespannung versehen, auf die ein ornamentales, mehrfarbiges Muster aufgedruckt war. Die Entstehungszeit des Rupfenbehangs ist wohl in die „Notzeit“ im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts zu datieren. Noch ein bisschen jünger aber ist die erhaltene Ausstattung der ehemaligen Portiersloge mit der erhaltenen Telefonschalttafel.

Alle diese Ausstattungsmerkmale sind erlebbare Kulturgeschichte, die von den 300 Jahren seit der Grundsteinlegung des Schlosses erzählen. Auch die Bestände der Fürstlichen Bibliothek spiegeln diese große Zeitspanne wider. Und schließlich machen die wechselnden Ausstellungen des Museums Bad Arolsen und des Museumsvereins, wie zuletzt die große Emma-Ausstellung oder die grandiose Ausstellung zu den Antiken-Sammlungen des Fürstlichen Hauses die Geschichte des Schlosses lebendig. Hierzu gehört auch die Konzerttätigkeit, die immer auch Bestandteil der höfischen Kultur war und in Bad Arolsen praktiziert wurde. Indem all diese Teile in Bad Arolsen weiterhin stattfinden können, wird auch die Geschichte des Arolser Residenzschloss fortgeschrieben.

© 2010 Bernhard Buchstab

nähere Auskünfte erteilt:

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