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18. August 2010


Mitteilung vom 18.08.2010

Aktuell erreicht uns folgende Information von Dr Peter Ilisch (LWL Münster):

Im neuen Katalog der WAG (Westf. Auktionsges. für Münzen und Medaillen oHG, Arnsberg) Auktion Nr.54 wird unter Los Nr.2381 ein Denar aus Waldeck angeboten:

Direktor der LWL-Archäologie Prof. Dr. Michael M. Rind, LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale, Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold, Ausstellungskurator Dr. Peter Ilisch (v.l.). Foto: LWL


WAG Auktion 54 Los-Nr. 2381 - Anonyme Prägungen der Edelherren bzw. Grafen von Schwalenberg und Waldeck Ende 12. Jahrhundert. Pfennig auf Soester Schlag...

Ein Schatz im Wert von 14 Schweinen
Seltener Münzfund aus Märkischem Kreis wird im LWL-Landesmuseum präsentiert

Münster (lwl).
Für drei Männer aus dem Märkischen Kreis ist der Traum, einen echten Schatz zu finden, wahr geworden: Nahe der Stadt Halver entdeckten sie im vergangenen Sommer 236 Münzen, die dort schon seit mehreren Jahrhunderten im Waldboden vergraben lagen. Entsprechend der gesetzlichen Vorschriften meldeten sie den Schatz umgehend beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).

Tatsächlich handelt es sich bei diesem Stück um eine von drei in dem Katalog enthaltenen Münzen, die aus dem Schatzfund von Halver, Märkischer Kreis, stammen und unterschlagen wurden.

Dieser Schatzfund (im Prinzip vom LWL angekauft siehe nebenstehenden Artikel vom 09.02.2010) wurde im letzten Jahrzehnt des 11.Jahrhunderts verborgen, als die Schwalenberger noch keine sonderliche Bedeutung hatten. Die in der Umschrift vorkommenden Sterne finden sich ganz ähnlich auf zeitgleichen Dortmunder Pfennigen.

Nicht jeder Stern macht eben Waldeck aus, auch wenn Manche sich das so wünschen würden.

Was für eine Sensation ihr Fund war, wurde den Findern erst bewusst, als sie die Münzen in der Numismatik-Abteilung des LWL-Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in Münster präsentierten. "236 Silbermünzen samt eines kleinen Tontöpfchens aus dem 11. Jahrhundert zu finden, ist ein großer Glücksfall. Schatzfunde aus dieser Zeit sind extrem selten und einen Fund vergleichbaren Ranges gab es zuletzt vor über 100 Jahren", erklärt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale. Der letzte vergleichbare Fund in Westfalen wurde 1904 in Liesborn entdeckt, ist aber in alle Winde zerstreut. Davor wiederum wurde 1816 ein ähnlicher Schatzfund in Dreierwalde-Riesenbeck entdeckt, der ebenfalls zerstreut wurde und dessen Inhalt nur vage bekannt ist.

"Aufgrund seiner großen wissenschaftlichen Bedeutung haben wir uns entschlossen dem Schatz auch im Museumsneubau ab 2013 eine gebührende Stellung einzuräumen. Schon jetzt zeigen wir den Schatzfund in einer Studioausstellung, die vom 10. Februar bis zum 2. Mai zu sehen ist", so Dr. Hermann Arnhold, Direktor des LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte.

Möglich wurde der Ankauf der Münzen mit Unterstützung von Sponsoren und finanzieller Hilfe der LWL-Archäologie. Denn auch für die Archäologen in Westfalen ist der Fund bedeutsam, da er neue Erkenntnisse brachte: "Weil historische Münzen fast nie in offenem Gelände gefunden werden, vermuten wir, dass an der Fundstelle früher einmal eine Gehöftgruppe stand. Unsere Kollegen der Außenstelle Olpe haben in der Nähe des Fundortes auch Gruben und Terrassen gefunden. Ohne den Münzfund hätten wir nicht gewusst, dass an dieser Stelle im frühen Mittelalter Menschen wohnten", so Prof. Dr. Michael M. Rind, Chefarchäologe des LWL.

Alle 236 gefundenen Münzstücke waren Pfennige. Ein kleiner Teil war wie damals üblich quer durchgeschnitten, um so halbe Pfennige zu erzeugen. Zwar tragen die Münzen keine Jahreszahlen, aber zum Teil Namen von Regierenden. Dadurch sind sie zeitlich einzuordnen. Die jüngsten Pfennige tragen Bild und Name des Kölner Erzbischofs Hermann III., der dem Erzbistum von 1089 bis 1099 vorstand. Doch auch nach einer genauen Untersuchung der Münzen und des Fundortes bleiben einige Fragen offen: Warum wurden die Münzen hier vergraben und warum holte man sie nicht wieder aus dem Versteck hervor? "Über solche Dinge kann man nur spekulieren", erklärt der Numismatiker des LWL Dr. Peter Ilisch. "Es muss jedoch bedacht werden, dass es damals noch keine Banken gab, wo die Menschen ihr Geld sicher aufbewahren konnten. Deshalb vergruben sie es oft unter dem eigenen Haus. In den meisten Fällen wurden die Besitzer dann durch irgendein Ereignis daran gehindert die Münzen wieder hervorzuholen", erklärt er. Wirklich reich waren die damaligen Besitzer allerdings nicht. Die 236 Münzen entsprachen in etwa dem Wert von 14 Schweinen.