|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Wappenfenster an neuem Platz
Erinnerung an Palmenorden in der Korbacher Kilianskirche neu entdecken.
Bei dem Seminar Kirchenerkundung, das die Landeskirche heute in der Kilianskirche durchführt, ist das Wappenfenster der Waldecker Fürstenfamilie an einem neuen Platz wieder zu sehen.
Von Dr. P. Witzel
Korbach. In der Mitte des dreibahnigen Maßwerkfensters über dem Nordportal der Kilianskirche war in zwei Feldern zwischen den Windeisen ein Wappenbild angebracht, das vermutlich von der Waldecker Fürstenfamilie zur Erinnerung an die frühere Mitgliedschaft im Palmenorden gestiftet worden war. Die neue Orgel hatte das wahrscheinlich aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts stammende Wappenfenster vollständig verdeckt.
Die Glasmalereifirma Klonk und Hartmann, Niederwetter, hat die entsprechenden Felder zwischen den Lanzetten vor einiger Zeit ausgebaut, gereinigt und teilweise durch eine Erneuerung der Bleiruten wieder stabilisiert. In dieser Woche wurden sie am neuen Platz im Nordfenster N5 wieder eingebaut. Dort können Besucher der Kilianskirche nun das Wappenfenster in hell leuchtenden Farben neu entdecken und sich an seine Geschichte erinnern lassen.
Im unteren Feld des Wappenfensters ist ein Spruchband dargestellt mit dem Text: „palma sub pondere crescit“ – die Palme wächst (auch) unter der Last. Diese Worte hatten die Waldecker Mitglieder des Palmenordens zu ihrem Wahlspruch erkoren. Ein ganz ähnliches Wappenfenster in gleicher Größe, etwa ein Meter hoch, befindet sich im Ostfenster in der Grabeskirche der Waldecker Grafen- und Fürstenfamilie in Netze. Von jenem ist bekannt, dass es im Jahre 1900 gestiftet wurde. Über die Historie des fast identischen Korbacher Fensters ist nichts bekannt, es dürfte ungefähr um die gleiche Zeit entstanden sein. Dafür spricht auch der dem Waldeck-Pyrmonter Wappen beigefügte Wappenschild mit der Lippeschen Rose. Fürstin Bathildis, die 1895 die Gemahlin des Fürsten Friedrich zu Waldeck und Pyrmont geworden war, war eine Prinzessin zu Schaumburg-Lippe.
Der Palmenorden, der sich zunächst „Die Fruchtbringende Gesellschaft“ nannte, war eine 1617 von Fürsten, Adeligen aber auch Bürgerlichen in Weimar gegründete Vereinigung, die sich die Pflege der deutschen Sprache und Kultur zum Ziel gesetzt hatte. Die Palme als Sinnbild für Leben und Fruchtbarkeit, aber auch für Anpassungsfähigkeit, Unbeugsamkeit und Überlebenswillen hatten sie sich zum Symbol genommen. Der Dreißigjährige Krieg hatte alsbald nach der Gründung der Gesellschaft gewaltige Wirren, Umwälzungen und Zerstörungen mit sich gebracht. Dennoch verfolgte der Palmenorden seine Ziele rund ein Jahrhundert lang, bis sich kein „Oberhaupt“ mehr zur Fortführung fand. In diesen 100 Jahren waren vier Waldecker Grafen und auch einige ihrer Hofbeamten Mitglieder des Palmenordens. Daran will dieses Wappenfenster erinnern. Eine Gesellschaft zur Pflege der Sprachkultur wäre heute sicher auch wünschenswert.
Waldeckische Landeszeitung |