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WLZ / Lokales 17. April 2012


Friedrich Hoffmann und der Geschichtsverein Itter-Hessenstein eröffnen Grenzsteinmuseum bei Herzhausen

Heimatgeschichte wird zum Erlebnis

Hier erzählen die Steine Geschichten: Am Samstagnachmittag eröffnet Friedrich Hoffmann, Obmann für historische Grenzsteine, gemeinsam mit dem Geschichtsverein Itter-Hessenstein ein kleines, aber feines Museum neben dem Nationalparkzentrum.


Mehr als zwei Jahre lang haben sie entworfen, gebaut und eingerichtet: Am Samstag laden Wilfried Stieglitz, Friedrich Hoffmann und Wilfried Schulze-Ueberhorst vom Geschichtsverein zur Eröffnung des Grenzstein-Museums ein. - © Theresa Demski


Vöhl-Herzhausen. Ein Rundgang durch das kleine, schmucke Grenzstein-museum ist wie eine Reise durch die Zeit. Und Reiseleiter Friedrich Hoffmann verwandelt den Ausflug humorvoll, aber bedacht in eine spannende Spurensuche.

Seit zwei Jahren entwirft, baut und richtet er mit vielen Helfern das kleine Museum gleich neben dem großen Nationalparkzentrum ein. Hoffmann ist Obmann für historische Grenzsteine und deswegen Experte, wenn es um diese besondere Art der Zeitreisen geht. „Ich möchte das Interesse der Menschen an der Heimatgeschichte wecken“, erklärt der Herzhäuser. Unterstützung bekommt er dabei nicht nur von den Kollegen des heimischen Geschichtsvereins Itter-Hessenstein, sondern auch von benachbarten Geschichtsvereinen. „Spenden haben uns außerdem bei der Umsetzung unserer Idee geholfen“, sagt Friedrich Hoffmann.

Am Samstag eröffnet er nun sein kleines „Historisches Grenzsteinmuseum“, das etwas unterhalb des Nationalparkzentrums liegt. Und schon der Weg dorthin soll eines Tages eine gedankliche Reise vom Norden des Landkreis bis ganz in den Süden sein - viele Grenzsteine, die bei Hoffmann bereits angemeldet sind, sollen dann am Wege stehen. Aber auch jetzt schon erzählen alte Steine auf dem Weg zu dem Holzhaus von Fehden und Kriegen, von Versöhnung und Verträgen.

Der älteste Stein ist mehr als 500 Jahre alt. Es gibt einen Stein, der alte Fischereibezirke markierte, ein anderer, der zwischen Korbach und Berndorf unter Jägern für Ordnung sorgte, weil er er dort die Jagdbezirksgrenze markierte. Ein anderer Grenzstein wurde von Ludwig Balthasar Müller, der den Bergbau im großen Stil nach Thalitter brachte, 1778 gesetzt. Und auch ein stummer Zeitzeuge, der zwischen Basdorf und Niederwerbe auf die Grenze zwischen Hessen Darmstadt und dem Fürstentum Waldeck hinwies, gehört bereits zur Sammlung. Auch zwei Steine, die lange in der Todeszone der DDR standen, gehören zur Ausstellung.

„Das sind alles Steine, die aus landwirtschaftlichen Gründen oder wegen neuen Straßenzügen nicht mehr gesetzt werden können“, erklärt Hoffmann. Wo sie aber mal ihren Platz hatten, das können Besucher in dem kleinen Museum sehen.

Geschichten aus dem Alltag

Was auf den ersten Blick nur wie alte Karten aussieht, verwandelt sich mit „Museumsführer“ Friedrich Hoffmann in lebendige Geschichte. Karten von 1550 bis 2010 zeigen die Besitzverhältnisse in der Region. „Die meisten Menschen wissen gar nicht, was hier los war“, sagt Hoffmann, „es gab viele, viele Grenzen“.


Hier beginnt Waldeck.

Und die führten zuweilen zu absurden Geschichten. „Ein Gendarm aus Vöhl sollte einen Verbrecher in Eimelrod abholen“, erzählt Hoffmann. Weil Eimelrod eine Exklave der Herrschaft Itter und später der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt in Waldeck war, musste der Gendarm gleich zwei Genehmigungen einholen, um ins Ausland reisen zu dürfen - erst über die Grenze nach Waldeck, dann nach Eimelrod und zurück durchs Ausland nach Vöhl. „Es gibt Hunderte dieser Geschichten“, sagt Hoffmann, „sie sollen hier erzählt werden“. Ob Napoleon oder die Preußen: Mit den Kriegen und Herrschern veränderten sich die Karten - und die Grenzsteine.

Am Ende der mühevollen Ausstellung steht der Betrachter vor der aktuellen Karte des Landkreises. „Es gab früher so viele Grenzen“, sagt Hoffmann, „und heute leben wir fast ohne Grenzen in großer Freiheit“. Das sei der eigentliche Kern der Ausstellung, sagt er und wünscht sich, dass manch ein Besucher in dem kleinen Museum ein neues Gefühl für seine Heimat bekommt.

Zur Museumseröffnung am Samstag um 14 Uhr wird herzlich eingeladen. Die Jagdhornbläser wirken mit, Führungen werden angeboten. Nach der Kaffeepause um 16 Uhr steht ein Vortrag zur Territorialgeschichte auf dem Programm. Zur Eröffnung werden auch Münzen ausgestellt.

von Theresa Demski

WLZ / Lokales 23. April 2012


Historische Steine zeugen von Freiheit

Grenzstein-Museum bei Herzhausen eröffnet • Zahlreiche Gäste tauchen in Territorialgeschichte ein

Grenzen trennen, aber sie verbinden auch: Den Beweis liefern Friedrich Hoffmann und die Mitglieder des Geschichtsvereins Itter-Hessenstein seit Samstag. Bei Herzhausen eröffneten sie das „Historische Grenzstein-Museum Waldeck-Frankenberg.

VON NATALIE VOLKENRATH


Freunde der Heimatgeschichte (v. l.): Harald Plünnecke, Volker König, Frank Mause vom Amt für Bodenmanagement, Walter Sellmann,
Friedrich Hoffmann, Dr. Klaus Wendt und Karl-Hermann Völker vom Frankenberger Geschichtsverein.
- © Nathalie Volkenrath


Vöhl-Herzhausen. Ein kleines Holzhaus mit einem Vorgarten, in dem rund ein Dutzend alter Grenzsteine ein Zuhause gefunden haben: Im Vergleich zum modernen Nationalpark-Zentrum in der Nachbarschaft wirkt das Grenzstein-Museum auf den ersten Blick etwas unscheinbar. Auf den zweiten Blick wird dem Besucher dafür umso klarer, dass engagierte Bürger wie Friedrich Hoffmann und seine Mitstreiter auch mit kleinen Mitteln große Geschichte(n) erzählen können (WLZ-FZ, 18. April).

„Dieses Museum möchte einen Beitrag zur heimatlichen Territorialgeschichte leisten“, betont Friedrich Hoffmann bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste am Samstagnachmittag. „Heimatgeschichte theoretisch zu betreiben, war aber von jeher für mich ein Gräuel“, begründet der Obmann für historische Grenzsteine, der zugleich dem Vorstand des Geschichtsvreins Itter-Hessenstein angehört, seine Initiative.

Als Hoffmann zum 750-jährigen Bestehen seines Heimatortes Herzhausen zusammen mit seiner Frau einen Grenzbegang vorbereitet, entsteht die Idee, alle Grenzsteine der ehemaligen Herrschaft Itter zu erwandern. Erkenntnis: „Eine Landkarte ist ein schönes Dokument, ein Grenzstein ist jedoch ein zeitgeschichtliches Denkmal, das man anfassen kann, und das in der Natur auf Land und Herrscher hindeutet.“

Wenig später habe Friedrich Hoffmann ihm die Idee, ein Grenzstein-Museum zu eröffnen, präsentiert, erinnert sich Vöhls Bürgermeister Harald Plünnecke in seinem Grußwort. Für ihn sei es selbstverständlich gewesen, das Projekt zu unterstützen, denn „nicht nur als Bürgermeister, sondern auch als Bürger bin ich stolz auf Vöhls Geschichte“.

Steine spenden

Um Tourismus und Heimatgeschichte zusammenzuführen, verständigten sich die Beteiligten laut Plünnecke auf den Standort unterhalb des Nationalpark-Zentrums. „Ihr haltet die Geschichte wach und leistet damit einen wichtigen Beitrag für die Nachwelt“, gratuliert der Rathauschef dem Team um Friedrich Hoffmann – verbunden mit dem Versprechen, derartige Vorhaben auch in Zeiten knapper Kassen zu fördern.

Dr. Klaus Wendt, Vorsitzender des Waldeckischen Geschichtsvereins, dankt den Initiatoren dafür, dass „herrenlose Grenzsteine ein festes Domizil gefunden haben und besichtigt werden können“. „Es wird deutlich, dass wir in einer Gegend mit früher drei Landesgrenzen leben“, erklärt der Experte.

Die Situation zwischen Hessen-Darmstadt, Waldeck und Hessen-Kassel hatte Hoffmann bereits bei seiner Begrüßung kurz skizziert. Allein Höringhausen, das zu Hessen-Darmstadt gehörte, hatte laut Hoffmann rund 170 hessisch-waldeckische Grenzsteine. „Hinzu kamen Gemarkungs- und Jagdgrenzen“, erklärt Wendt und verweist auf die waldeckische Landordnung aus dem 16. Jahrhundert. Sie enthält zum Beispiel das Gebot, die Grenzen durch Schnadezüge zu sichern. „Grenzsteine markieren also Territorien, aber sie können getreu des Satzes , Ich bin der Nachbar von‘ auch verbinden“, hebt Wendt hervor und resümiert: „Diese Monumente der Erinnerung sind es wert, aufgehoben und präsentiert zu werden.“ Er hoffe auf zahlreiche Steinspenden.

Führungen auf Anfrage

„Im Museum werden jedoch nur Steine aufgenommen, von denen man nicht mehr weiß, wo sie einst gestanden haben, oder deren Existenz gefährdet ist“, stellt Hoffmann klar. Ein Beispiel: Stehe ein Stein inmitten einer landwirtschaftlichen Fläche, könne der Landwirt beim Amt für Bodenmanagement in Korbach einen Antrag auf Entfernung und Aufnahme in das Museum stellen.

„Dieses Museum ist die Krönung der jahrzehntelangen Fürsorge für unsere Schätzchen“, erklärt Walter Sellmann (Allendorf, Eder) im Namen aller Obleute für historische Grenzsteine. Als Dank für den ehrenamtlichen Einsatz der Vöhler und als Symbol für die gemeinsame Leidenschaft überreicht er das Bruchstück eines Grenzsteins, der im 18. Jahrhundert im oberen Edertal gestanden hat (Foto).

„Die historischen Grenzsteine bilden sichtbare Territorialgeschichte und lehren uns, dankbar zu sein, dass wir nach zwei furchtbaren Weltkriegen in Frieden und Freiheit leben dürfen“, fasst Hoffmann – verbunden mit dem Dank an alle Förderer des Museums – zusammen. Besonders stolz ist er, dass zwei Grenzsteine „aus der Todeszone der ehemaligen DDR“ von der Freiheit im vereinten Deutschland zeugen.

Nach einer kurzen Erläuterung zur Ausstellung nehmen die Gäste das kleine, aber feine Museum begeistert in Augenschein. Vor Ort sowie bei Kaffee und Kuchen im Nationalpark-Zentrum stehen Friedrich Hoffmann und Volker König, Vorsitzender des Geschichtsvereins Itter-Hessen-stein, Rede und Antwort. Die Eröffnung klingt mit einem Vortrag des pensionierten Archivrats Armin Sieburg (Marburg) zur Territorialgeschichte aus.


Grenzstein-Profis: Friedrich Hoffmann (l.) und Walter Sellmann.

Musikalische Eröffnung: die Jagdhornbläser aus Herzhausen.




Das Außengelände des Museums steht jederzeit offen. Wer sich für eine Führung interessiert, meldet sich bei Friedrich Hoffmann unter
Telefon: 0 56 35 / 84 82
E-Mail: friedrich.o.hoffmann@t-online.de

 

 


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